„Wir Grüne setzen uns für eine transparente und faire Finanzberatung ein“

Im Anschluss an die angeregten Diskussionen auf der DUV-Mitgliederversammlung in Berlin verdeutlicht Katharina Beck, MdB (Bündnis 90/Die Grünen), ihren Standpunkt im Interview. Eine zentrale Rolle nimmt aus ihrer Sicht neben anderen Aspekten die transparente Kommunikation der Kosten ein.

Die EU-Kommission hat die EU-Kleinanlegerstrategie auf den Tisch gelegt. Tragen die Vorschläge zur Stärkung der europäischen Kapitalmarktunion bei?

Erklärtes Ziel der EU-Kleinanleger*innenstrategie ist es, die Beteiligung von privaten Anleger*innen an den Kapitalmärkten zu erhöhen. Gerade in Deutschland ist hier noch viel Luft nach oben. Ich bin wie die Kommission der Überzeugung, dass vertrauensbildende Maßnahmen, wie die Förderung von Transparenz beispielsweise bei Beratungsgebühren und eine bessere Qualität der Beratung, hier einen wichtigen Unterschied machen können.

Welche Idee finden Sie konkret gut, welche schießt über das Ziel hinaus?

Höhere berufliche Standards für Anlageberater* innen können einen Beitrag zur Verbesserung der Qualität der Beratung leisten. Sinnvoll ist auch der Ansatz dies durch Verbesserung bei der Finanzbildung zu ergänzen. Auch die Verbesserungen der Regeln zur Geeignetheitsprüfung begrüßen wir. Weitere Offenlegungs- und Informationspflichten sind differenziert zu betrachten. Denn bei den der Endkund*innen vorgelegten Informationen geht Qualität vor Quantität. Alle Maßnahmen, die dazu führen, dass Anleger*innen Kosten und Risiken klarer erkennen und so Produkte besser vergleichen können, sind hilfreich. Eine einheitliche Vorlage mit wenigen klaren und knappen Informationskategorien für alle Anbieter*innen könnte hier helfen. Die Produktkosten und Höhe der Vergütung müssen für die Anleger*innen klar ersichtlich sein, auch, damit Kosten unterschiedlicher Beratungen besser verglichen werden können. Eine Verschärfung der Transparenzpflichten allein wird Interessenkonflikte und Fehlanreize in der Provisionsberatung allerdings nicht wirksam verhindern können. Das von der Kommission vorgeschlagene Verbot von Provisionserhebungen im execution- only-Geschäft stellt einen guten ersten Schritt dar. Wir Grüne setzen uns weiterhin für eine transparente und faire Finanzberatung ein, bei der die Interessen der Kund*innen im Vordergrund stehen. Dazu müssen wir die Debatte über den Weg zu besseren Beratungsvergütungsansätzen als wichtige Schritte in Richtung eines verantwortungsvollen und verbraucherfreundlichen Finanzmarktes weiterführen.

Die Produktkosten und Höhe der Vergütung müssen für die Anleger*innen klar ersichtlich sein

Aus deutscher Sicht: Nun steht ein komplizierter EU-Gesetzgebungsprozess mit dem europäischen Parlament und den 27 EU-Mitgliedsstaaten bevor. Welche Veränderungen sollte die deutsche Bundesregierung mit Hilfe des Bundestages noch erreichen?

Aus unserer Sicht sollte sich die Bundesregierung für Maßnahmen einsetzen, die den Wettbewerb im Finanzdienstleistungsmarkt stärken. Dazu gehört der effektive Abbau von Interessenkonflikten in der Provisionsberatung genauso wie die Stärkung anderer Makler- und Beratungsangebote wie beispielsweise die Honorarberatung. Wir werden in den kommenden Beratungen weiterhin Wert auf hohe Anlegerschutzstandards, effektive Transparenzvorschriften und einen niedrigschwelligen Zugang zu Finanzdienstleistungen legen, da diese Voraussetzung sind für mehr Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Kapitalmärkte und damit auch Voraussetzung für eine höhere Beteiligung.