Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) hat ihre Strategie für den Zeitraum 2023 – 2026 festgelegt. Zu den Hintergründen und Plänen der Behörde.
„Die aktuellen geopolitischen Spannungen von Krieg bis Inflation unterstreichen die Notwendigkeit einer wirksamen Aufsicht!“… so beginnt das mehrjährige Arbeitsprogramm der EIOPA, und zeigt einmal mehr den politischen Anspruch der Aufsichtsbehörde. Die mehrjährige Strategie umfasst unter anderem hundert Programmseiten und das Arbeitspensum für 2023. Hauptziel sei es, die Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit des Versicherungs- und Rentensektors zu stärken und einen starken und einheitlichen Schutz der Verbraucherinteressen in der gesamten Europäischen Union zu gewährleisten, heißt es bei EIOPA.
Unter dieser übergeordneten Vision hat die Behörde strategische Prioritäten festgelegt, auf die sie sich bis 2026 konzentrieren will und die für 2023 in konkrete Schritte heruntergebrochen wurden:
Nachhaltige Finanzen
Ganz zu Anfang erwähnt die EIOPA in ihrem Papier den Beitrag zum Aufbau eines nachhaltigen Versicherungs- und Rentensystems, unter anderem durch Schließung von Schutzlücken, zum Nutzen der Bürger und Unternehmen in der EU. Dabei nimmt aus Sicht der Behörde der Versicherungs- und Rentensektor in seiner Funktion als langfristiger Investor und Risikomanager für die Gesellschaft eine Schlüsselrolle ein. Ein expliziter Schwerpunkt liegt dabei auch auf dem Kampf gegen Greenwashing. Weiterhin wichtig bleibt die Identifizierung und Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken. Dazu hatte die Behörde im vergangenen Jahr einen speziellen Leitfaden veröffentlicht. In diesem Zusammenhang plant die EIOPA, regelmäßig sogenannte Klima-Stresstests durchzuführen.
Digitale Transformation
Der digitale Wandel gibt den Weg sowohl in unserer Gesellschaft als auch in der Wirtschaft vor. Um Chancen und Risiken zu managen, sollen sowohl die nationalen Aufsichtsbehörden als auch die Branche unterstützt werden. In der konkreten Umsetzung sollen unter anderem solide Regelungen für den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) im Versicherungssektor geschaffen werden. Außerdem soll der Digital Operational Resilience Act (DORA) zügig umgesetzt und neue Digital-Strategien in den Blick genommen werden. Insgesamt wird ein Fokus auf der Bewertung der Finanzstabilität und der systemischen Auswirkungen von Cyberrisiken liegen.
Aufsicht
Im Fokus steht außerdem die Förderung einer soliden, effizienten sowie kohärenten Aufsichts- und Verhaltensüberwachung in ganz Europa, insbesondere im Hinblick auf die zunehmende grenzüberschreitende Geschäftstätigkeit. Dazu zählen:
- Die Behebung von Nachteilen für Verbraucher durch grenzüberschreitende Aktivitäten
- Eine angemessene Produktgestaltung, zum Beispiel in Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis für fondsgebundene Produkte und Ausschlüsse von Nicht-Lebensversicherungsprodukten
- Die Gewährleistung einer einheitlichen und wirksamen Anwendung der Solvency-II-Regulierung
- Das Berichtswesen über Verbrauchertrends, Nettoperformance und Gebühren von langfristigen Retail- und Rentenprodukten
Beratung der Politik
Für die Erreichung der Ziele bleiben die Zulieferungen an die Politik weiterhin wichtig. Darunter:
- Die Beratung in Bezug auf die Überprüfung der Richtlinie IORP II
- Die Unterstützung bei der Umsetzung des CMU-Aktionsplans und bei der Strategie der Kommission für Kleinanleger
- Die Entwicklung von Möglichkeiten zur Verbesserung der Erhebung von einheitlichen und umfassenden Daten über versicherte Schäden
- Der Beitrag zur Förderung eines konstruktiven Dialogs in internationalen Gremien, einschließlich der IAIS
Finanzielle Stabilität
Unter dem Ziel einer Verbesserung der Finanzstabilität fasst die EIOPA vor allem die Analyse von Risiken, Schwachstellen und neuen Bedrohungen im Finanzsektor zusammen. Konkret bedeutet das die weitere Verfolgung potenzieller Abwärtsrisiken, die sich aus den laufenden Krisen im Kontext hoher Inflation und niedrigem/potenziell negativem Wachstum ergeben.
Vorbildfunktion innerhalb der EU-Behörden
Ferner übernimmt EIOPA 2023 den Vorsitz im Netzwerk der EU-Agenturen, was einen erheblichen Koordinierungsaufwand bedeutet. Daher setzt sich die Behörde zum Ziel, hohe professionelle Standards aufrecht zu erhalten, auf eine kosteneffiziente Verwaltung zu achten und weiterhin nach einem positiven Ruf innerhalb der EU und weltweit zu streben.